Der 800-Millionen-Euro-Mann - Warum der Neymar-Transfer so absurd ist (2024)

Der 800-Millionen-Euro-Mann - Warum der Neymar-Transfer so absurd ist (1)

Von wegen 222 Mil­lionen Euro: Ney­mars Wechsel zu PSG wird knapp 800 Mil­lionen Euro kosten. Mög­lich macht das ein win­diger Deal mit Katar. Aber will der Spieler über­haupt weg?

VonSebastianStier

Die his­to­ri­sche Bedeu­tung seines Sou­ve­nirs trieb Sergio Ramos die Scha­den­freude ins Gesicht.Ich hoffe, das ist das letzte Trikot, das er für Barça getragen hat“, sagte der Kapitän von Real Madrid nachdem er mit Bar­ce­lonas Neymar Leib­chen getauscht hatte. Die Szene ereig­nete sich im Anschluss an Barças 3:2‑Sieg gegen Real am Sonn­abend. Ein Cla­sico, aus­ge­tragen in Miami für die latein­ame­ri­ka­ni­schen Fans, sport­lich wertlos, ein Show­spiel und doch wird es mit sehr großer Wahr­schein­lich­keit seinen Platz in der Geschichte finden als das letzte Spiel von Neymar im Trikot des FC Bar­ce­lona. Der Bra­si­lianer wird den Klub ver­lassen und zu Paris St. Ger­main wech­seln. Für die fest­ge­schrie­bene Ablö­se­summe von 222 Mil­lionen Euro. Welt­re­kord, natür­lich.

Die alte Best­marke, auf­ge­stellt von Paul Pogba vor einem Jahr, diese 105 Mil­lionen Euro, wirken dagegen wie aus einer anderen Zeit. Ney­mars Wechsel soll in den kom­menden Tagen bekannt gegeben werden. Von der Nord­ame­ri­ka­tour kehrte er am Sonntag schon nicht mehr mit der Mann­schaft zurück nach Bar­ce­lona. Offi­ziell weilte er zu Spon­so­ren­ter­minen in China. Das stimmte tat­säch­lich, nur flog er nach Infor­ma­tionen bra­si­lia­ni­scher Medien anschlie­ßend per Pri­vatjet direkt weiter nach Katar, um dort mit Qatar Sports Invest­ment einen Spon­so­ren­deal über 300 Mil­lionen Euro abzu­schließen.

Ins­ge­samt wird der Wechsel 800 Mil­lionen Euro kosten

Im Gegenzug wird Neymar offi­zi­eller Bot­schafter der WM 2022. Das ist aber nur Vor­wand. Die Qatar Sports Invest­ment gehört jener Inves­to­ren­gruppe an, die die Geschicke bei Paris St. Ger­main lenkt. Durch den Deal soll Neymar in der Lage sein, die ver­trag­lich fest­ge­legte Aus­stiegs­klausel selbst zu bezahlen. Rein formal müssen Spieler in Spa­nien dafür selbst auf­kommen. So will es der Liga­ver­band. Bleibt immer noch ein nettes Hand­geld von 78 Mil­lionen Euro.

Über­haupt die Zahlen. Ins­ge­samt wird der Wechsel Paris um die 800 Mil­lionen Euro kosten. Auf die 222 Mil­lionen kommt noch die Mehr­wert­steuer, macht 268 Mil­lionen. Kol­por­tiert wird ein Jah­res­ge­halt von 30 Mil­lionen netto, was für den Klub rund 90 Mil­lionen macht, das fran­zö­si­sche Ver­eine den Spit­zen­steu­er­satz von 69 Pro­zent zahlen müssen. Das Ganze mal fünf, so lange soll der Ver­trag laufen, macht dann plus Ablöse 718 Mil­lionen. Da fehlt aber noch das Hand­geld für Ney­mars Vater, der als sein Berater fun­giert sowie der Wert eines Spie­lers, den Bar­ce­lona im Gegenzug erhalten möchte. Ganz oben auf der Wunsch­liste steht Marco Ver­ratti, aber das dürfte schwierig werden. Andere Kan­di­daten sollen laut Mundo Depor­tivo“ Adrien Rabiot, Angel di Maria und auch Julian Draxler sein. Dass Paris im Zuge des Finan­cial Fair Play Spieler abgeben muss, ist unum­gäng­lich. Und selbst dann dürfte es nahezu unmög­lich sein, die Auf­lagen der Uefa zu erfüllen.

Ein ehe­ma­liger Spieler, der gute Kon­takte zu ver­schie­denen Gre­mien pflegt, sagt: Intern beschäf­tigt man sich schon mit Alter­na­tiven, der Wechsel ist prak­tisch durch.“ Erste Option als neuer Partner für Lionel Messi und Luis Suarez ist Paulo Dybala von Juventus Turin. Bar­ce­lonas Prä­si­dent Josep Bar­tomeu hatte auf der Ame­ri­ka­reise einen Abschied des Stür­mers ange­deutet. Wenn Neymar gehen will, dann zahlt er die Klausel bis auf die letzte Pesete.“

Den FC Bar­ce­lona trifft der Wechsel schwer. Es ist das erste Mal, dass tat­säch­lich ein Verein eine der enormen Aus­stiegs­klau­seln bezahlt, mit der die Kata­lanen ihre Spieler binden. Lange galt das als unmög­lich. Der Ver­trag des Bra­si­lia­ners lief noch vier Jahre und intern war klar, dass er nach Messis Abtritt des Gesicht des Klubs werden sollte. Nur will Neymar nicht mehr so lange warten. Es ist längst ein offenes Geheimnis, dass ihm die offi­zi­elle Sprach­re­ge­lung Barças gegen den Strich geht. Jüngst erst hatte ihn Bar­tomeu als zweit­besten Fuß­baller der Welt“ bezeichnet. Was als Kom­pli­ment gemeint war, kommt bei Neymar als ver­gif­tetes Lob an.

Wenn er geht, haben wir ein Pro­blem weniger“

Das ewige Ver­neigen vor Messi ver­trage sich nicht mehr mit seinem Ego, neben all dem Geld spielt auch Neid und ver­letzte Eitel­keit mit hinein. Aus seinem Umfeld heißt es, Neymar wolle end­lich als Anführer und Nummer 10 wahr­ge­nommen werden. Die Cham­pions League strebe er mit Paris an, nur so könne er aus dem Schatten Messis und Ronaldos treten und end­lich selbst den gol­denen Ball für den Welt­fuß­baller gewinnen. Der beste Spieler der Welt im selben Team mit Messi zu werden, ist sehr schwierig. Ihm ist es wichtig, seine eigene Mann­schaft zu haben“, sagte Dray­mond Green. Der Bas­ket­ball­star der Golden State War­riors zählt zu Ney­mars Freunden und weilte am Sonn­abend beim Spiel zwi­schen Bar­ce­lona und Real in Miami.

Schöne neue Fußballwelt Ronaldo, Neymar, Ben­zema: Saudi-Ara­bien pumpte 2023 eine Mil­li­arde Euro in neue Fuß­ball­spieler. Eine gute Nach­richt ist das nicht.
„Gut, dass Pelé das nicht mehr erleben muss“ Der große FC Santos ist zweit­klassig – zum aller­ersten Mal in den 111 Jahren seines stolzen Bestehens. Auch finan­ziell sieht es düster aus.

Wie sehr der Fuß­baller in seinem Han­deln vom eigenen Vater und dem Umfeld gesteuert wird, lässt sich nur ahnen. Gerard Pique deu­tete an, Neymar wisse nicht, was er tun soll. Ver­gan­gene Woche hatte es noch nach einem Umdenken des Spie­lers aus­ge­sehen. Nach einem Treffen mit füh­renden Köpfen der Mann­schaft, unter anderem Lionel Messi, soll Neymar inner­halb des Teams noch sein Bleiben ver­kündet haben. Pique twit­terte nach dem Treffen auch ganz zuver­sicht­lich: Er bleibt.“ Nun bleibt er doch nicht, was neben Paris vor allem bei Real Madrid Freude her­vor­ruft. Wenn er geht, haben wir ein Pro­blem weniger“, schickte Sergio Ramos noch ein paar Abschieds­worte Rich­tung Bar­ce­lona. Sport­lich mag das stimmen, bei Reals Prä­si­dent Flo­ren­tino Perez wird der Wechsel den­noch bit­ter­süße Gefühle her­vor­rufen. Perez, der gern Rekord­trans­fers für sich bean­sprucht, dürfte in Zukunft Mühe haben, die 222 Mil­lionen zu über­bieten.

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